Nuklearmedizin

Methode

Die Nuklearmedizin gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik und auch der Therapie.

 

Das Prinzip ist immer das gleiche: Bestimmte Stoffwechselwege in und zwischen den Organen sind uns bekannt. An Stoffe, die diese Wege „gehen“, werden schwach strahlende Substanzen (Radiopharmaka) gekoppelt. Eine Gammakamera erkennt diese Substanzen und ein Computer wandelt die gewonnenen Informationen in Bilder um. Dabei wird die zeitliche Änderung und die räumliche Verteilung des Radiopharmakons in einem Gebiet oder dem ganzen Körper registriert: Eine Szintigrafie entsteht. Ein krankhafter Stoffwechselvorgang kann hiermit räumlich zugeordnet werden.

Einsatzbereiche

Schilddrüsenszintigraphie

 

Die Schildddrüsenszintigraphie gibt Informationen über die Aktivität und Verteilung der Schilddrüsenfunktion innerhalb der Schilddrüse.

 

Indikation: Schilddrüsenknoten und/oder Schilddrüsenüberfunktion, Nachweis/Ausschluss einer funktionell relevanten Autonomie, Verlaufskontrollen einer unbehandelten Autonomie, vor geplanter Radiojodtherapie oder OP, Therapiekontrolle nach einer Radiojodtherapie, Differenzierung einer Autoimmunthyreopathie.

 

Vorbereitung: Falls Sie Schilddrüsenmedikamente nehmen und/oder vor kurzem eine Jodexposition hatten (z.B. eine Computertomographie mit einem Kontrastmittel) bitten wir um Rücksprache.

 

Durchführung: Sie bekommen eine geringe Menge einer schwachradioaktiven Substanz Technetium-99m-Pertechnetat) durch eine Armvene injiziert. Die Substanz braucht etwa 20 Minuten, um sich zu verteilen, es werden anschließend Aufnahmen mit der Gammakamera für 10 Minuten durchgeführt. Ggfs. erfolgt davor oder danach noch eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse.

 

Zeitbedarf: Insgesamt etwa eine Stunde

 

Myokardszintigraphie

Die Myokardszintigraphie stellt die Durchblutung des Herzmuskels unter Belastungs- und Ruhebedingungen dar.

 

Indikation: Ausschluss einer relevanten Durchblutungsstörung bei einem erhöhten Risikoprofil, oder wenn eine ausreichende Fahrrad-ergometrische Belastung nicht möglich oder nicht interpretierbar ist (z.B. Linksschenkelblock), auffälliges Belastungs-EKG, Einschätzung der Relevanz einer bekannten Verengung der Herzkranzgefässe, Therapieverlaufskontrollen, vor einem größeren geplanten operativen Eingriff.

 

Vorbereitung: Vor der Belastungsuntersuchung sollten Sie nüchtern sein, Ihre Herztabletten nicht eingenommen haben und einige Zeit keine koffeinhaltigen Getränke zu sich genommen haben (diese Informationen erhalten Sie gesondert vor der Untersuchung). Vor der Ruheuntersuchung sollten Sie Ihre Tabletten eingenommen haben.

 

Durchführung: Sie werden fast immer zuerst unter einer Belastungsbedingung untersucht, d.h. Sie müssen wie bei einem Belastungs-EKG auf einem Ergometer Fahrrad fahren. Oder Sie bekommen ein Mittel durch eine Armvene injiziert, das eine Belastung am Herzen „vortäuscht“. Dabei fahren Sie ebenfalls, wenn möglich, auf einer niedrigen Belastungsstufe Fahrrad. Zum Zeitpunkt der maximalen Belastung injizieren wir durch eine Armvene die schwachradioaktive Substanz, die sich entsprechend der Durchblutung im Herzmuskel verteilt. Etwa eine Stunde später erfolgen die Aufnahmen mit der Gammakamera, die 15 bis 20 Minuten dauert.

 

Abhängig von dem Ergebnis der Untersuchung und Ihren bekannten Befunden muss evtl. eine Untersuchung unter Ruhebedingungen erfolgen. Dafür bekommen Sie erneut die gleiche schwach radioaktive Substanz injiziert, es folgt etwa eine Stunde Wartezeit, dann die Aufnahmen mit der Gammakamera.

 

Zeitbedarf: Für die Belastungsuntersuchung etwa 2 Stunden, für die Ruheuntersuchung etwa 1,5 Stunden. In seltenen Fällen können beide Untersuchungen an einem Tag erfolgen, der Zeitbedarf beträgt dann insgesamt etwa 3 bis 4 Stunden.

 

Skelettszintigraphie

Bei der Skelettszintigraphie wird der Knochenstoffwechsel dargestellt. Der Knochenstoffwechsel ist u.a. verändert bei Entzündungen und Tumoren des Knochens und der Gelenke sowie bei Knochenmetastasen.

 

Indikation: Knochenmetastasen, Knochentumor, Osteomyelitis, TEP-Lockerung, Gelenkentzündungen, Frage nach rheumatischen Erkrankungen, Knochennekrosen, Knocheninfarkte, unerkannte Frakturen, M. Sudeck, Beurteilung der Stoffwechselaktivität vor einer Schmerztherapie mit Samarium.

 

Vorbereitung: Keine

Durchführung: Durch eine Armvene erhalten Sie eine schwachradioaktive Substanz injiziert. Je nach Fragestellung erfolgen die Aufnahmen mit der Gammakamera direkt im Anschluss für etwa 5 bis 10 Minuten und/oder nach etwa 2 Stunden Wartezeit. Während der Wartezeit müssen Sie mindestens einen Liter Flüssigkeit trinken. Außer Milch und Milchprodukten dürfen Sie alles essen und trinken. Ihre Tabletten nehmen Sie wie üblich ein. Die anschließenden Spätaufnahmen, meist des ganz Körpers (Ganzkörperszintigaphie), dauern 15 bis 20 Minuten. Bei einigen Fragestellungen sind auch noch Schichtaufnahmen (SPECT) notwendig, die 20 bis 30 Minuten dauern.
Zeitbedarf: etwa 3 Stunden

 

Nierenfunktionsszintigraphie

Die Nierenfunktion und der Harnabfluss lassen sich seitengetrennt darstellen.

 

Indikation: Bestimmung der tubulären Gesamtfunktion (Clearance), der seitengetrennten Funktionsanteile beider Nieren, Abklärung und Verlaufskontrollen von Harnabflussstörungen. Zusätzlich im Rahmen einer Abklärung eines Bluthochdruckes, inwieweit eine relevante Nierenarterienstenose vorliegt (Captopril-Szintigraphie).

 

Vorbereitung: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor der Untersuchung. Vor der Captoprilszintigraphie müssen nach Rücksprache einige Medikamente abgesetzt werden.

 

Durchführung: Nachdem sichergestellt worden ist, dass Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich genommen haben, werden Sie auf der Gammakamera liegend positioniert. Sie bekommen durch eine Armvene eine schwachradioaktive Substanz (Radiopharmakon) injiziert, zeitgleich beginnen die Aufnahmen mit der Gammakamera für 30 bis 40 Minuten. Innerhalb dieses Zeitraumes wird Ihnen zwei mal Blut abgenommen, um die Funktionsleistung der Nieren messen zu können. Außerdem erhalten Sie ein harntreibendes Medikament (Diuretikum), um evtl. Abflusshindernisse im harnableitenden Bereich zu überwinden. Diese Information ist wichtig zur Einschätzung der Relevanz einer Abflussstörung. Während der Aufnahmen durch die Gammakamera müssen Sie still liegenbleiben.

 

Zeitbedarf: etwa 1 bis 1,5 Stunden

 

Lungenszintigraphie

Je nach angewendetem Radiopharmakon kann die Belüftung oder die Durchblutung der Lunge dargestellt werden.

 

Indikation: Nachweis/Ausschluss Lungenarterienembolie (Ventilations- und Perfusionsszintigraphie). Präoperative quantitative Bestimmung der Lungenfunktion einzelner Lungenabschnitte (Perfusionsszintigraphie).

 

Vorbereitung: Keine

 

Durchführung: Für eine Ventilationsszintigraphie werden schwach radioaktiv markierte Kohlepartikel eingeatmet, die sich entsprechend der Belüftung gleichmäßig in den Lungen verteilen. Unmittelbar im Anschluss werden Aufnahmen der Lungen aus sechs Ansichten über etwa 15 Minuten gemacht. So wird ein Abbild der Lungenbelüftung wiedergeben. Für eine Perfusionsszintigraphie werden schwach radioaktive Eiweißpartikel durch eine Armvene injiziert, die kurzzeitig, einer Embolie vergleichbar, aber in absolut unschädlichem Ausmaß, in den kleinsten Lungengefäßen verbleiben (Kapillarblockade). Unmittelbar im Anschluss an die Injektion werden Aufnahmen der Lungen aus sechs bis acht Ansichten gemacht, die die Verteilung der Substanz und somit ein Abbild der Lungendurchblutung wiedergeben. Teilweise erfolgen noch Schichtaufnahmen.

 

Zeitbedarf: etwa 1 bis 1,5 Stunden.

 

DAT-Szintigraphie

Bei dieser Untersuchung reichert sich das Radiopharmakon im Hirn entsprechend des Dopamintransportes an, so dass eine Differenzierung zwischen einem essentiellen Tremor und einer Parkinsonerkrankung möglich ist. Das ist wichtig für die weitere Behandlung.

 

Indikation: Frage nach Dopaminstoffwechselstörung bei entsprechender neurologischer Symptomatik.

 

Vorbereitung: Es müssen einige selten angewendete Medikamente vor der Untersuchung abgesetzt werden (z.B. Methylphenidat)

 

Durchführung: Zunächst erhalten Sie 30 Tropfen Irenat®, um die Schilddrüse zu schützen. Nach einer Wartezeit von 30 Minuten wird eine schwachradioaktive Substanz in eine Armvene injiziert. Die Substanz reichert sich innerhalb von drei bis vier Stunden in zentralen Hirngebieten an. Nach etwa drei bis vier Stunden werden mit einer Gamma-Kamera Bilder vom Gehirn aufgezeichnet. Die Aufnahmen dauern ca. 40 Minuten.

Zeitbedarf: etwa 5 bis 6 Stunden.

 

Nebenschilddrüsenszintigraphie

Die Nebenschilddrüsen (NSD) haben ihren Namen infolge ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zur Schilddrüse. Mit der Funktion der Schilddrüse haben die NSD nicht unmittelbar zu tun. Sie produzieren Parathormon (PTH), das gemeinsam mit dem in den C-Zellen der Schilddrüse hergestellten Calcitonin den Kalziumstoffwechsel des Körpers reguliert. Die Nebenschilddrüsen können sich vergrößern und zuviel Parathormon produzieren, so dass der Calciumspiegel im Blut zu hoch ist. Die Nebenschilddrüsenszintigraphie kann vergrößerte und/oder zu stark arbeitende NSD an ihrer typischen (orthotopen) Lage oder an einer möglichen atypischen (ektope) Lage darstellen.
 

Indikation: Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen .
 

Vorbereitung: Bestimmung des Serum-Calcium und des (intakten) Parathormons. Eine Ultrachalluntersuchung des Halses, ggfs. auch eine Schildddrüsenszintigraphie.
 

Durchführung: Sie bekommen durch eine Armvene eine schwachradioaktive Substanz injiziert. 15, 30, 60 und 120 Min. Danach werden über fünf bis zehn Minuten Aufnahmen der gesamten Region, in der die Nebenschilddrüsen vorkommen können, erstellt. Üblicherweise wird auch eine Schichtbildaufnahme (SPECT) durchgeführt (Aufnahmezeit etwa 20 bis 30 Minuten). In seltenen Fällen müssen auch noch einmal spätere Aufnahmen erfolgen.
 

Zeitbedarf: etwa 2,5 bis 3 Stunden.

 

Weitere seltenere Untersuchungen

Kontrastmittel

In der nuklearmedizinischen Diagnostik finden geeignete Radiopharmaka Anwendung. Diese bestehen aus der Substanz zur Analyse und Beschreibung eines Stoffwechselweges und einem radioaktiven Isotop, einem Gammastrahler. Es werden keine Kontrastmittel verwendet, so dass die möglichen Nebenwirkungen nicht vorkommen. Insgesamt sind die in der Nuklearmedizin verwendeten Radiopharmaka gut verträglich, Nebenwirkungen kommen meist nicht vor. Über mögliche Nebenwirkungen bei seltenen Untersuchungen werden wir Sie informieren.

Kontraindikation

Generell für die Anwendung von Radionukliden: Schwangerschaft und Stillzeit. Weitere Einschränkungen werden ggf. mit den Patienten im Vorfeld besprochen.